Ein barrierefreies Zuhause bietet Sicherheit, Komfort und Selbstständigkeit – in jedem Alter und in jeder Lebenslage. Ob bei körperlichen Einschränkungen, mit Kindern im Haus oder im Hinblick auf das Älterwerden: Wer Wohnraum anpasst oder frühzeitig vorsorgt, schafft langfristig Lebensqualität. In diesem Beitrag erhalten Sie einen ersten Überblick über das Thema Barrierefreiheit sowie praktische Tipps zur Sanierung einzelner Wohnbereiche.
Was bedeutet Barrierefreiheit und welche Abstufungen gibt es?
Barrierefreies Wohnen beschreibt ein Wohnkonzept, das allen Menschen – ob mit oder ohne körperliche Einschränkungen – eine eigenständige Nutzung der Räume ermöglicht. Dazu werden Hindernisse baulich reduziert, Bewegungsfreiheit geschaffen und die Wohnumgebung so gestaltet, dass sie uneingeschränkt zugänglich ist.
Unterschiedliche Stufen: barrierearm, barrierefrei und rollstuhlgerecht
Nicht jede Maßnahme erfüllt automatisch alle Anforderungen. Es gibt drei wesentliche Abstufungen:
- Barrierearm: Einzelne bauliche Hürden (zum Beispiel Türschwellen) bleiben bestehen, alltägliche Bewegungsabläufe sind aber erleichtert.
- Barrierefrei: Der Wohnraum erfüllt die Vorgaben der DIN 18040-2 und ist uneingeschränkt nutzbar, etwa durch schwellenlose Übergänge, breite Türen und ausreichende Bewegungsflächen.
- Rollstuhlgerecht: Rollstuhlgerechtes Wohnen erfordert zusätzliche bauliche Maßnahmen: Dazu zählen unter anderem Türen mit einer Mindestbreite von 90 Zentimetern, tief platzierte Lichtschalter und speziell angepasste Küchenlösungen.
Barrierefreiheit ist für alle sinnvoll
Ein barrierefreies Zuhause ist nicht ausschließlich für Seniorinnen und Senioren oder Menschen mit körperlichen Einschränkungen relevant. Auch Familien mit Kindern, Menschen nach Unfällen oder mit chronischen Erkrankungen profitieren von einem durchdachten, hindernisfreien Zuhause. Gerade bei Modernisierungen oder Umbaumaßnahmen lohnt es sich, Barrierefreiheit mitzudenken – auch im Hinblick auf den Werterhalt der Immobilie.
Fördermöglichkeiten nutzen
Verschiedene Programme unterstützen den barrierefreien Umbau finanziell. Die KfW bietet mit dem Programm 159 zinsgünstige Kredite, das Zuschussprogramm 455-B (derzeit ausgesetzt) kann ebenfalls Entlastung bringen. Zudem fördern viele Bundesländer und Kommunen entsprechende Maßnahmen. Bei bestehendem Pflegegrad beteiligt sich auch die Pflegekasse mit bis zu 4.180 Euro pro antragsberechtigter Person. Eine frühzeitige Beratung ist empfehlenswert.
Wohnbereiche im Überblick – so gestalten Sie Ihre Räume barrierefrei
In nahezu jedem Bereich einer Wohnung lassen sich Verbesserungen erzielen. Nachfolgend finden Sie einige Anregungen für eine barrierefreie Gestaltung von Bad, Küche, Schlafzimmer, Flur und Wohnbereich.
Badezimmer: sicher und komfortabel
- Dusche statt Wanne: Eine bodengleiche Dusche mit rutschhemmendem Bodenbelag und klappbarem Duschsitz erleichtert die tägliche Hygiene.
- Haltegriffe anbringen: Stabile Haltegriffe an WC und Dusche geben Halt. Idealerweise sind sie fest an der Wand montiert.
- Waschbecken unterfahrbar gestalten: Ein flacher Waschtisch ohne Unterschrank ermöglicht die Nutzung im Sitzen oder mit Rollstuhl.
Küche: gut erreichbar und bedienbar
- Arbeitsflächen anpassen: Höhenverstellbare oder abgesenkte Arbeitsplatten erleichtern die Nutzung für alle.
- Elektrogeräte richtig platzieren: Gut erreichbare Geräte wie Backofen, Mikrowelle oder Spülmaschine in ergonomischer Höhe vereinfachen die tägliche Nutzung erheblich.
- Stauraum clever organisieren: Ausziehbare Schubladen und Drehteller in Schränken sorgen für Übersicht und Zugänglichkeit.
Schlafzimmer: bequem und sicher aufstehen
- Bett in passender Höhe: Ein höheres Bett erleichtert das Ein- und Aussteigen. Ideal ist eine Liegehöhe zwischen 45 und 55 Zentimeter.
- Bewegungsfreiheit sicherstellen: Rund ums Bett sollte mindestens ein Meter Platz sein, um Gehhilfen oder Rollstühle zu nutzen.
- Lichtsteuerung vom Bett aus: Schalter, Steckdosen und gegebenenfalls smarte Lichtsysteme sollten bequem erreichbar sein.
Flure und Türen: Platz zum Bewegen
- Breite und schwellenlose Türen: Türen sollten mindestens 80 Zentimeter breit sein, besser sind 90 Zentimeter. Schwellen über 2 Zentimeter sind Stolperfallen.
- Ausreichend Wendefläche: Gerade im Eingangsbereich oder Flur sollten mindestens 120 Zentimeter Platz zum Wenden vorhanden sein.
- Automatik oder Schiebetüren: Diese lassen sich leichter bedienen und benötigen weniger Raum.
Wohnbereich: flexibel und freundlich
- Freie Bewegungsflächen einplanen: Möbel sollten so gestellt sein, dass ausreichend Platz zum Gehen, Wenden oder Sitzen bleibt.
- Steckdosen und Schalter in passender Höhe: Ideal sind 85 bis 105 Zentimeter Höhe, damit sie im Sitzen oder Stehen gut erreichbar sind.
- Blendfreie Beleuchtung: Gute, gleichmäßige Lichtverhältnisse beugen Stürzen vor. Besonders praktisch sind über Bewegungsmelder gesteuerte Lampen.
Smart Home als digitale Unterstützung
Digitale Helfer erhöhen nicht nur den Wohnkomfort, sondern tragen auch maßgeblich zur Sicherheit im Alltag bei. Smarte Türöffner, Sprachsteuerung für Licht und Heizung, automatische Rollläden oder Notrufsysteme lassen sich flexibel integrieren und individuell steuern. Besonders bei eingeschränkter Beweglichkeit können solche Lösungen den Alltag deutlich erleichtern.
Barrierefreiheit im Blick – mehr Komfort heute, mehr Sicherheit morgen
Barrierefreiheit lässt sich Schritt für Schritt umsetzen – auch im Rahmen einer Sanierung. Schon kleine Veränderungen können den Alltag deutlich erleichtern. Ob Badumbau, neue Türen oder mehr Bewegungsfläche: Wer heute in ein hindernisfreies Zuhause investiert, profitiert langfristig von mehr Lebensqualität, Sicherheit und einem nachhaltig nutzbaren Wohnraum.